Erci E.

Rap

Cartel entstand 1994 aus drei verschiedenen Hip-Hop-Projekten türkischstämmiger Musiker in Deutschland, die zuvor allerdings nur regionale Bekanntheit erlangt hatten: Erci E., Karakan und Da Crime Posse und Cartel war ein zeitlich begrenzter Zusammenschluss. Damit entstand die erste überregional bekannt gewordene türkischsprachige Rap-Formation überhaupt. Das in Deutschland produzierte und 1995 erstveröffentlichte Debütalbum Cartel (auch unter dem Namen Spyce) der Formation hatte sich in der Bundesrepublik erst 29.000-mal verkauft, bevor es überraschenderweise sofort nach Veröffentlichung in der Türkei die Spitzenposition der Verkaufscharts erreichte. Im Oktober 1996 löste sich die Gruppe auf. 1997 gab es die Chance mit Peter Maffay auf seinem Album „Begegnung“ zu erscheinen, wobei sich die Konstellation der Gruppe diesmal verändert hatte und aus Erci E., Bektaş, Kapman Hakan und Aksit Uğurlu bestand.

Innerhalb der kurzen Schaffenszeit Cartels gab die Band um die 120 äußerst erfolgreiche Konzerte in der Türkei, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland. Cartel ist die einzige Hip-Hop-Gruppe, der es gelang, das Istanbuler İnönü-Stadion zu füllen (Stand: Dezember 2006). Neben deutsch- und türkischsprachigen Medien berichtete auch BBC-London über die Gruppe, so wie die Musiksender VIVA und MTV.

In der Türkei, wo die Band am erfolgreichsten blieb, hat Cartel über den offiziellen Vertrieb bis heute insgesamt mehr als eine halbe Million CDs verkauft. Noch heute ist das erste Album der Band in einer 2004 veröffentlichten "Update Version" auf dem Markt. Am 4. Februar 2011 veröffentlicht die Gruppe ihr neues Album Bugünkü Neşen Cartel'den und ihr neues Video Bir Oluruz, jedoch ohne Kabus Kerim.

Cartel gilt als Pionier der Verwendung traditioneller türkischer Musikinstrumente im Rap-Bereich. Auch als Interpreten einer modernisierten Form der Gurbet Türküleri(Lieder, der in Deutschland lebenden Türken) nehmen sie eine exponierte Stellung ein. In der Türkei hatte es vor dem Erfolg der Band zudem praktisch keine Rap- und Hip Hop-Szene gegeben, wodurch Cartels Einfluss dort sogar als stilbildend bezeichnet werden muss.

In der Türkei war die Band nach Einschätzung Maria Wurms vielmehr "weil sie aus dem Westen stammte und noch mehr, weil sie etwas Türkisches darstellte, das im Westen anerkannt war" so erfolgreich. Ein besonderer Erfolg der Deutschtürken in den nationalistischen Kreisen der Türkei beruhe allerdings auf einem interkulturellen Missverständnis: "Lieder wie Türksün (dt.: Du bist Türke) waren als Aufforderung zu mehr Selbstbewusstsein an in Deutschland lebende Migrantenjugendliche gedacht. Eine direkte Übertragung solcher Texte in einen Türkei-türkischen Kontext brachte aber ganz andere Implikationen mit sich und traf in der Türkei einen nationalistischen Nerv" (Wurm). Mit einem Samplerbeitrag gegen Rassismus wehrten sich Cartel 1996 auch selbst gegen eine solche einseitige politische Vereinnahmung.