Die Kanaken

Erste türkische Rockband in Deutschland

„Komm Türke - trink deutsches Bier, dann bist du auch
willkommen hier!"

Die Kanaken ist das einzige deutschsprachige Musikalbum des türkischen Rockmusikers und Sängers Cem Karaca, das 1984 in Deutschland erschien, und gleichzeitig der Name der Musiker- und Freundesgruppe (Band) um Karaca, mit der das Album aufgenommen wurde. „Die Kanaken“ war die erste populäre türkische Musikgruppe überhaupt, die 1984 ein Album bei einer regulären deutschen Plattenfirma (Pläne, Dortmund) auf den Markt brachte.

Zu den „Kanaken“ gehörten neben Karaca die mit ihm befreundeten, damals in Deutschland lebenden türkischen Musiker Fehiman Ugurdemir, Cengiz Öztunc, Sefa Pekelli, der klassische Musiker Betin Güneş und Ismail Tarlan. Die Aufnahmen für die einzige Schallplattenproduktion dieser Formation fanden im Tonstudio am Dom in Köln statt.

Stilistisch ist das Album ein Rockmusikwerk. Aufgrund der Sprache kann man es auf der einen Seite dem Deutschrock zurechnen, auf der anderen Seite sind musikalisch die Einflüsse des türkischen Anadolu Rock dominierend. Dadurch, dass sich die Albumtexte dabei betont gesellschaftskritisch geben, steht die Platte aber in gewisser Weise auch in der Tradition von deutschsprachigen Rockbands, die aus der Friedensbewegung der 1970er Jahre hervorgegangen sind, wie beispielsweise die „bots“.

Viele Lieder der Schallplatte hatten die Künstler bereits in der Musical- bzw. Theaterfassung von „Ab in den Orientexpress“, einer Erzählung „zum Thema Ausländerfeindlichkeit“ von Martin Burkert und Harry Bösecke aus den Jahren 1983 und 1984, eingebracht.

Mit ihren Texten thematisierten Karaca und seine Freunde die Situation der damaligen türkischen Gastarbeiter und Immigranten in Deutschland. Die allesamt von Cem Karaca stammenden Lieder tragen Titel wie „Mein Deutscher Freund“ oder „Es kamen Menschen an“. Auch in dem am Westfälischen Landestheater 1985 entstandenen Rock-Musical "Kanaken" von Cem Karaca und Martin Burkert spielte Cem Karaca und seine Band zum Teil sich selbst. Erfunden wurde eine zusätzliche Story, nämlich eine Liebesbeziehung zwischen seiner Schwester (Rolle Nelly: Hürdem Gürel-Riethmüller) und dem Schlagzeuger der Band, die von der Mutter (gespielt von seiner damals schon über 70-jähr. Mutter und legendären Schauspielerin Toto Karaca) mit großer Skepsis betrachtet wird... Regie führte Herbert Hauck.

Zwei Jahre nach seinem Erscheinen erschien mit „Beim Kaffee“ (1986) die einzige Singleauskopplung aus Die Kanaken. Als B-Seite diente das türkischsprachige „Çok yorgunum“, ein Text des türkischen Schriftstellers Nazim Hikmet.

Obwohl Karaca nach seiner Flucht in die Bundesrepublik bereits in Deutschland veröffentlicht hatte (auf dem Kölner Migrantenlabel Türküola) ist „Die Kanaken“ sein erstes und zugleich auch einziges deutschsprachiges Werk und erzielt auf Schallplattenbörsen heute zum Teil Höchstpreise.

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Gefördert durch die Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mbH im Rahmen von Neustart Kultur mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

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